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Fair Trade Town Zweisimmen

claro-Laden verhilft Zweisimmen zu mehr Fairness

Ursula Spycher verkauft in Zweisimmen fair gehandelte Produkte. Die Auszeichnung der Gemeinde vom vergangenen Frühling als „Fair Trade Town“ sorgt in ihrem Laden für gute Stimmung und hilft, die Umsätze anzukurbeln.

Seit über sieben Jahren leitet Ursula Spycher im Zentrum von Zweisimmen den claro-Laden und kämpft dafür, dass sich die Konsumenten der Konsequenz ihrer Kaufentscheidungen bewusst werden. „Es kann uns doch nicht egal sein, unter welchen Bedingungen etwas hergestellt wird“, sagt die 58-jährige Bernerin.

Besonders am Herzen liegt ihr, dass die Bauern und Arbeiter in den weniger stark entwickelten Ländern angemessen entlohnt werden. „Hier bleibt zum Beispiel ein Drittel der Wertschöpfung in Thailand“, erklärt sie und zeigt auf einen Beutel mit Hom-Mali-Reis. Sie schaue sich die Wertschöpfungskette jeweils genau an, bevor sie sich entscheidet, ob ein neues Produkt ins Sortiment kommt. „Unsere Kunden sind zu Recht kritisch. Bei fehlender Transparenz verspielen wir die Glaubwürdigkeit.“  

Um verstärkt auf das Thema aufmerksam zu machen, begann Spycher vor rund zwei Jahren aktiv zu werden. Die Vision: Zweisimmen soll eine Fair-Trade Town werden. Mit der Auszeichnung ehrt der Verband Swiss Fair Trade Gemeinden, die sich im gerechten Handel verdient gemacht haben. Voraussetzung ist, dass eine bestimmte Anzahl von Detailhändlern, Gastronomiebetrieben, Unternehmen und Institutionen fair gehandelte Produkte vertreiben oder konsumieren. Zudem muss sich die Gemeinde zu Fair Trade bekennen, eine politische Arbeitsgruppe bilden und die Bevölkerung auf das Thema sensibilisieren.

Mit der Hilfe von Gemeinderätin Claudia Gautschi brachte Spycher die Idee vor den Zweisimmer Gemeinderat, der den Antrag im September 2015 annahm. Nun musste die leidenschaftliche Verkäuferin dafür wirbeln, dass genügend Firmen mitmachen. „Ich ging einfach der Nähe nach“, erinnert sie sich. Zuerst die Leute, mit denen sie sowieso zu tun hatte. Später weitete sie aus. Bis Weihnachten 2015 konnte Spycher mit ihrem Helferteam genügend Unternehmen zum Mitmachen animieren. Gleichzeitig organisierte sie im Dorf Aktivitäten, um für den fairen Handel zu werben. Am 16. April 2016 folgte die Auszeichnung.

Das Engagement hat sich ausgezahlt: Die Gemeinde zeichnete ihre Arbeitsgruppe mit einer Ehrenurkunde aus und der hiesige Rotary Club spendete Geld für die Kampagne. Vor allem aber stand der kleine Laden mit einem Schlag im Rampenlicht und zahlreiche Medien wie der Berner Oberländer oder der Bund berichteten von Spychers Anstrengungen. Dadurch seien auch neue Kunden im Dorf neugierig auf Fair Trade-Produkte geworden, erzählt sie. „Es gibt zwar noch immer Menschen mit Vorbehalten. Aber ein Ziel der Kampagne ist ja, genau diese zu thematisieren.“