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Alpendorf ausgezeichnet für fairen Handel

Mercoledì, 6 aprile, 2016
FTT Team
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reformiert.


Engagement /  Zweisimmen im Berner Oberland darf sich als zweiter Ort in der Schweiz «Fair Trade Town» nennen. Was das heisst und wie es dazu kam.

Mit der Auszeichnung setze sich Zweisimmen «ganz konkret» ein für die Bekämpfung der weltweiten Armut. Und das Dorf beweise, «dass auch kleinere Gemeinden entwicklungspolitische Visionen leben können», heisst es in einer Mitteilung von Swiss Fair Trade, dem Dachverband schweizerischer Fair-Trade-Organisationen.

Schweizweit ist Zweisimmen – nach Glarus Nord – erst die zweite «Fair Trade Town». Aber was heisst das? Die Auszeichnung gibt es noch nicht, wenn bloss die Gemeindeverwaltung auf Max-Havelaar-Kaffee umsteigt. Vielmehr müssen fünf Bedingungen erfüllt werden:
 
  1. Die Stadt/Gemeinde bekennt sich zum fairen Handel.
  2. Eine Arbeitsgruppe koordiniert das Fair-Trade-Engagement.
  3. Detailhandel und Gastronomie/Hotellerie bieten Fair-Trade-Produkte an.
  4. Institutionen und Unternehmen verwenden Fair-Trade-Produkte.
  5. Durch Öffentlichkeitsarbeit wird der faire Handel der Bevölkerung nähergebracht.
Transparent bis in die Details. Auf der Website der Kampagne sind die Bedingungen detailliert erläutert. Ausserdem kann nachgeschaut werden, welche Institution oder welches Unternehmen wie mitmacht – bis hin zu den angebotenen Produkten aus fairem Handel. Damit will Swiss Fair Trade ein wichtiges Ziel der Kampagne erreichen, wie Kampagnenleiterin Toya Krummenacher sagt: «Die Auszeichnungsvergabe soll wirklich transparent sein und von Konsumierenden auch als Führer genutzt werden können.»
 
In Zweisimmen hat der Gemeinderat auf eine Initiative des lokalen Claro-Ladens im vergangenen September beschlossen, die Auszeichnung anzusteuern. Damit wurde ein Teil der ersten Bedingung – «Die Gemeinde bekennt sich zum fairen Handel» – erfüllt. Neben dem politischen Beschluss muss die Gemeindeverwaltung zudem den Kaffee und mindestens zwei weitere Fair-Trade-Produkte verwenden und eine offizielle Veranstaltung für die Auszeichnung als «Fair Trade Town» organisieren.
 
Kontrolliert auch in Zukunft. Die weiteren Bedingungen sind ebenso genau definiert, etwa die geforderte Mindestanzahl an Unternehmen und an Produkten oder Massnahmen. Und schummeln soll gemäss Toya Krummenacher nicht einfach so möglich sein: «In der Auszeichnungsperiode – das sind die ersten drei Jahre – achtet die Arbeitsgruppe darauf, dass die Bedingungen eingehalten werden. Ausserdem können wir vom Dachverband Stichproben vornehmen.» So soll eine Auszeichnung allenfalls auch wieder aberkannt werden können. Und nach der Auszeichnungsperiode werde das ganze Prozedere validiert, also noch einmal durchgeführt.
 
Den Hinweis auf der Website der Gemeinde Zweisimmen würde sie sich zwar etwas prominenter wünschen, sagt Krummenacher. Aber ansonsten sei die Öffentlichkeitsarbeit «vorbildlich» – wie Zweisimmen überhaupt eine Vorbildfunktion übernehme als erste «Fair Trade Town» im Kanton Bern. Die Bundeshauptstadt hat sich immerhin auch bereits auf den Weg zur Auszeichnung begeben: Im Februar fällte der Gemeinderat dazu den Entscheid.
 
Christliche Hilfsorganisationen im Trägerverband. Gestartet wurde die internationale Kampagne «Fair Trade Town» im Jahr 2000 in einer Kleinstadt in Grossbritannien. Inzwischen gibt es weltweit bereits über 1700 «Fair Trade Towns» in 30 Ländern. Seit 2014 läuft die Kampagne auch in der Schweiz. Mitglieder des für die Kampagne verantwortlichen Dachverbandes «Swiss Fair Trade» sind unter anderem Claro, Max Havelaar, Heks, Fastenopfer und Brot für alle.
 
In Zweisimmen findet eine Auszeichnungsveranstaltung statt: Am Samstag, dem 16. April 2016 um 10:00 Uhr im Begegnungsraum der Römisch-Katholischen Kirche St. Franziskus an der Lenkstrasse 11.
 
 
Marius Schären